Google for Jobs: Was ändert sich für Personalvermittlungen? (Teil 3)
Für Stellenportale im Internet wird sich durch Google for Jobs vieles ändern (siehe dazu auch den zweiten Teil unserer Serie). Aber auch die Personalvermittler werden sich auf die kommenden Entwicklungen einstellen müssen. Was kommt auf die Personalvermittlungen zu, wenn Google sein neues Feature für die Stellensuche in der Schweiz anbietet? Und wie kann sich eine Stellenvermittlung jetzt schon vorbereiten? Wir wagen Prognosen und geben hilfreiche Tipps.
Das Internet ist auch für Stellenvermittler unverzichtbar, um Jobs für stellensuchende Kunden oder Bewerber für Arbeitgeber zu finden. Jobbörsen sind zwar für jedermann zugänglich – Personalvermittler haben jedoch den grossen Vorteil (mit dem Sie auch bei den Arbeitgebern und Stellensuchenden werben), dass sie über besondere Kompetenzen bei dieser Suche verfügen. Sie wissen am besten, wie man bei jobs.ch, monster.ch und spezialisierten Jobportalen effektiv nach passenden Stellen für betreute Bewerber sucht.
Gerade für die grossen Jobportale in der Schweiz wird es sehr schwierig werden, sich gegenüber Google durchzusetzen. Und für die Personalvermittler, die grosse Stellenportale zur Auswahl von geeigneten Bewerbern im Arbeitgeber-Auftrag nutzen, heisst es in Zukunft: Stellenanzeigen nicht nur für die Stellenportale, sondern auch für das Google Jobportal optimieren.
Wie das geht, können Sie im ersten und zweiten Teil unserer Serie nachlesen.
Google for Jobs in Deutschland die Nr. 1
Eine erste Untersuchung von Sistrix lässt bereits wenige Wochen nach dem Start von Google for Jobs in Deutschland aufhorchen: In über 90 Prozent der Job-Anfragen landet die Google Jobbox auf der ersten Stelle der Ergebnisse.
So hat Google Jobs in Deutschland bereits nach einem Monat allen anderen Jobbörsen den Rang abgelaufen. Das gilt jedenfalls in Bezug auf die Sichtbarkeit bei den organischen Suchergebnissen. Die Menschen werden sich daran gewöhnen und es besteht kein Zweifel, dass diese kleine Box den Markt langfristig umkrempeln wird – vorausgesetzt, Google hält seine Versprechungen in puncto Leistungsfähigkeit des neuen Features ein. Längerfristige Erfahrungen aus den USA, wo Google for Jobs bereits seit zwei Jahren präsent sind, deuten darauf hin.
Aussichten für die Schweizer Stellenvermittlungen
Die Änderungen, die Google for Jobs Schweiz für die Online-Stellenportale bringen wird, auch auf die Stellenvermittlungen auswirken. Der grosse Vorteil von Google Jobs wird die Stellung als Meta-Suchmaschine für Stellen sein: Warum bei einzelnen Jobbörsen suchen, wenn Google selbst schon alle Stellenportale durchforstet hat und dem User die Ergebnisse präsentiert?
Sollte sich Google for Jobs als sehr leistungsfähig herausstellen, müssten „klassische“ Personalvermittler vielleicht sogar mit einem Rückgang von Kunden rechnen. Denn auch in diesem Bereich wird Google vieles einfacher machen. Warum sollte man sich an einen Stellenvermittler wenden, wenn Google Jobs sowieso schon den umfassenden Überblick über alle publizierten Stellen hat? Um Einbussen zu verhindern, sollten sich Stellenvermittlungen jetzt schon auf Änderungen einstellen:
- Personalvermittler müssen in Zukunft ein noch grösseres Augenmerk auf Google legen.
- Durch die zweifellos wachsende Kompetenz von Google als Jobbörse werden auf die Stellenvermittlung neue Herausforderungen zukommen. Umso mehr gilt es, das Alleinstellungsmerkmal „persönliche Betreuung“ herauszustellen.
Womit Stellenvermittlungen punkten können
Gegenüber den klassischen Jobportalen (und in Zukunft auch Google for Jobs) haben Stellenvermittlungen entscheidende Vorteile. Insbesondere bei hoch dotierten Jobs mit speziellen Ansprüchen punkten Personaldienstleister mit ihrem Know-how. Sie agieren als kompetente Schnittstelle zwischen Bewerber und Arbeitgeber. Dabei nehmen sie beiden Seiten viel Arbeit ab:
- Der Bewerber muss seine Unterlagen nur einmal abgeben.
- Für den Arbeitgeber übernehmen die Personalvermittlungen die Anzeigenkonzeption, die Auswahl der Kandidaten und die Bewerbungsgespräche.
Die auf Online-Anzeigen gestützte Personalvermittlung ist heute wichtiger denn je. Personalvermittlungen übernehmen für Ihre Arbeitgeber-Kunden die Aufgabe, zum Beispiel seltene Spezialisten ausfindig zu machen. Dies stellt auch an die Konzeption von Stellenanzeigen besondere Anforderungen. Und eine Stellenvermittlung verdient eben nur dann Geld, wenn sie ihrem Kunden am Ende einen geeigneten Bewerber präsentieren kann.
Vor allem grössere Unternehmen haben die Aufgaben ihrer Personalbesetzung komplett ausgelagert – und sie profitieren von diesem Outsourcing. Soweit sich Google als „Suchmaschine für alles“ auch bei den Stellengesuchen den grössten Marktanteil verschaffen wird, wird der Internetgigant auch als Online-Datenbank für offene Stellen für die Personalvermittlung immer wichtiger.
Menschen auf Jobsuche nutzen heute schon vor allem Google. Wenn Google Jobs Schweiz kommt, wird sich dieser Trend verstärken. Deshalb ist es also auch für Personalvermittler wichtig zu wissen, wie man eine Stellenanzeige möglichst treffsicher formuliert, programmiert und gestaltet, damit diese genau denjenigen Personen angezeigt wird, die gerade diese Stelle suchen.
Der Sonderfall Stellengesuche
Die Funktion Stellengesuche gibt es bei der neuen Google Jobbörse bisher nicht. Dies lässt Personalvermittler hoffen, auf diesem Gebiet weiterhin mit Know-how und Fachwissen zu punkten.
- Gerade bei der Platzierung von Stellengesuchen im Internet gilt es, SEO-Aspekte zu berücksichtigen. Diese werden zunächst nach wie vor in der bekannten organischen Suche von Google platziert. Es lohnt sich, wenn eine Stellenvermittlung hierfür die Hilfe von Profis in Anspruch nimmt.
- Weil Google for Jobs seine Daten auch aus Xing und LinkedIn bezieht, ist es für Stellenvermittlungen wichtig, dort Anzeigen zu platzieren.
- Um geeignete Bewerber gezielt anzusprechen, eignet sich nach wie vor Google Ads als lukrativer Marketing-Kanal – auch abseits von Google for Jobs.
Die Bezahlung zählt – auch bei Google Jobs
Es geht um möglichst gut gestaltete und programmierte, Google Jobs-konforme Anzeigen. Und worum noch? Es geht ums Gehalt. Richtig gelesen. Denn die neue Google Jobbörse wird Stellenangebote mit Gehaltsinformationen besser einstufen als solche, die über das Salär keine Angaben machen. Dies wird für viele Arbeitgeber eine Art von Kulturschock darstellen, wenn sie selbst die Strategie bevorzugen, zunächst eine Gehaltsvorstellung vom Bewerber einzufordern.
Experten gehen davon aus, dass Google für die Gehaltsinformation Inhalte aus anderen Informationsquellen heranziehen könnte, um eine möglichst aussagekräftige Anzeige zu generieren. Auch dies ist ein Argument dafür, von Anfang an in puncto Gehalt mit offenen Karten zu spielen.
- Stellenvermittlungen sollten ihre Arbeitgeber-Kunden davon überzeugen, dass in der Regel die Angabe des Gehalts in einer Anzeige mehr Vorteile als Nachteile hat. Wenn von Anfang an zu viele Bewerber mit falschen Hoffnungen angelockt werden, müssen viele unnötige Bewerbergespräche geführt werden.
Die Idee, die hinter Google Jobs steht, kann auch für Stellenvermittlungen dazu genutzt werden, Arbeitgeber zu veranlassen, die bisherige Konzeption ihrer Stellenanzeigen zu hinterfragen. In Zukunft wird der Schwerpunkt wohl darauf liegen, eine möglichst umfassende und informative Stellenanzeige zu entwerfen, die keine Fragen offenlässt. Nur so haben Jobangebote eine Chance, bei der neuen Google Stellenbörse gelistet zu werden. Und das ist wichtig, denn zweifellos wird die grosse Suchmaschine auch bei den Stellenportalen zum Marktführer.
Fazit
Das neue Google Jobportal für die Schweiz wird für Bewerber, aber auch für Arbeitgeber zusätzliche Anreize schaffen, bei der Stellensuche ganz auf das Internet zu setzen. Deshalb müssen Personalvermittler in Zukunft vermehrt ihre speziellen Kompetenzen und Vorteile deutlich machen, die sie gerade als professionelle Dienstleister auszeichnen:
- Bewerber profitieren von dem Experten-Netzwerk erfahrener und spezialisierter Personalagenturen.
- Personaldienstleister verfügen über das wertvolle „Vitamin B“ – Beziehungen: Direktkontakte zu den Entscheidern.
- Das Unternehmen spart bei der Rekrutierung neuer Fachkräfte wertvolle Ressourcen und kann sich auf das Kerngeschäft konzentrieren.
- Gerade bei den Top-Führungskräften bleiben Personalvermittler weiterhin die erste Wahl – noch vor dem neuen Google Jobportal.
Dabei ist die Nutzung von Google Jobs kein Widerspruch. Im Gegenteil: Auch Personalvermittler werden in Zukunft nicht um Google for Jobs herumkommen. Eine Personalvermittlung, die sich die Vorteile von Google Jobs zunutze macht, wird auf dem härter umkämpften Markt bestehen können.
Übrigens: Nichts ist sicher. Angesichts der vielen Urteile mit Milliardenstrafen für Google wegen des angeblichen Missbrauchs einer marktbeherrschenden Stellung ist es durchaus möglich, dass Google Jobs am Ende scheitert. Darauf sollte Stellenvermittlungen allerdings nicht spekulieren – im eigenen Interesse. Es ist ratsam, sich jetzt schon mit den wahrscheinlichen Entwicklungen auseinanderzusetzen.
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